Neue Heimatgeschichte

Das aktuelle Merkur-Heft 834 widmet sich dem Schwerpunktthema „Heimat“. Ein Thema,  das in den politischen Konflikten unserer Tage und in dem Anklang, den identitäre Parolen bei nicht wenigen Wählerinnen und Wählern finden, wieder von grosser Bedeutung geworden ist. Anscheinend muss jede Generation neu um die Durchsetzung freiheitlich-vernünftiger und klar durchdachter Einsichten in die Struktur von Gesellschaft, Geschichte und Landschaft ringen.

Ich bin deshalb sehr froh, dass ich in diesem weit über alle Fachgrenzen hinaus viel gelesenen deutschen Journal vielleicht einen kleinen Beitrag zu dieser Aufgabe leisten durfte.

Neben meinem ist es vor allem der Beitrag von Fritz-Gerd Mittelstädt, einem Osnabrücker Geographen, die sich für den Einsatz auch in der Lehrpersonenausbildung eignen.

Die beiden Herausgeber der Zeitschrift, Christian Demand und Ekkehard Knörer, sagen u.a. zu Mittelstädts Text: „>Heimat als Raum ist immer das Ergebnis einer Konstruktion< … Diese Behauptung belegt er an anhand einer genauen Lektüre von Kartenwerken, Unterrichtsmaterialien und geographischen Bildbänden. … Der Objektivitätsanspruch, den solche Medien vermitteln, steht nicht selten in offenem Widerspruch zu den suggestiven rhetorischen und bildrhetorischen Registern, mit deren Hilfe Heimat dort als ganzheitlicher, anschaulich evidenter ‚Idealraum‘ konzipiert und affirmiert wird.“

Meinen Text finde ich von den Herausgebern ebenfalls gut getroffen: „Auf welche komplexe und verwickelte Weise Idealraum und Realraum ineinandergreifen, wenn es um die vermeintlich schlichte Frage nach der historisch kulturellen Identität eines Ortes geht, führt MD vor. So liebevoll wie hartnäckig rekonstruiert er anhand eines kleinen Landstrichs auf dem Gebiet des ehemals kursächsischen Ritterguts Zschölkau beispielhaft ein Stück Heimatgeschichte. Je mehr Material D dafür von ferner erdgeschichtlicher Vergangenheit bis in die Gegenwart ins Spiel bringt, desto deutlicher wird, dass ‚Heimat‘ wesentlich ein kategoriales Konstrukt ist, also auf einer ‚im Kern kognitiver Leistung‘ beruht. Die Pointe dieser Einsicht besteht darin, dass sich offensichtlich ‚jeder und jede einen beliebigen Raum zur Heimat machen‘ kann. In der Verkennung genau dieser Tatsache besteht die zentrale Schwäche aller Versuche, Heimat als quasi-natürliche, selbstverständlich gegebene und deshalb umverfügbare Größe politisch zu vereinnahmen.“

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Aus drucktechnischen und ökonomischen Gründen war es selbstverständlich nicht möglich, alle Bildquellen im Heft zu drucken, die ich dort gerne gehabt hätte. Auch der Grösse und der Abbildungsqualität mussten Grenzen gesetzt sein. Deshalb, und das ist der Anlass dieses Postings, möchte ich gerne das Originalmaterial hier noch nachliefern:

https://meine-paralipomena.com/2018/10/30/bildmaterial-abwege-auf-merkur/ 

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Eine Antwort zu Neue Heimatgeschichte

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