Dr. Gaby Sutter im Video-Interview zum Frauenstadtrundgang in Basel gestern und heute

Die Geschlechtergeschichte die wir heutzutage an den Universitäten und Hochschulen finden, hat selbst eine lange Geschichte. Sie liegt in aktivistischen und feministischen Netzwerken begründet, die sich über die letzten Jahrhunderte hinweg zurückverfolgen lassen. In der neueren Geschichte haben diese Kämpfe von Frauennetzwerken in den 1970/80er Jahren dazu geführt, dass sich die Universitäten und Hochschulen öffnen mussten, für die her-story, die Frauengeschichte.

Die ethno-methodologischen Erweiterungen, die in den Geschichtswissenschaften seit den 1990er Jahre Niederschlag fanden, wie zum Beispiel das doing gender Konzept, beruhen auch auf der unermüdlichen Arbeit von Frauennetzwerken in den 1980er Jahren.

In diesen akademischen und außerakademischen Zusammenhängen wurde eine Public History miterschaffen, die zum Beispiel die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen mit auf die wissenschaftliche Tagesordnung brachte, die bis dato zumeist von Männern gemachte Geschichte in Frage stellte und somit materiell-ökonomische und psycho-soziale Strukturen und Abhängigkeiten zwischen den Geschlechtern sichtbar machte.

Ein Basler Beispiel für dieses Zusammenspiel eines aktivistischen und akademischen Netzwerks ist der Frauenstadtrundgang Basel. 1989/90 wurde von einer Gruppe von Historikerinnen und Geschichtsstudentinnen ein Stadtrundgang-Projekt konzipiert und realisiert. Grundlage hierfür waren Seminar- und Lizentiatsarbeiten, sowie Dissertation mit Basler Lokalbezug und frauengeschichtlicher Thematik.

Die ersten Rundgänge im Sommer 1990 streiften die Themen Sexarbeit, das Leben der Beginen im Mittelalter, die als Hexen angeklagten Frauen des 16. und 17. Jahrhundert, Dienstbotinnen um 1900, Fabrik- und Heimarbeiterinnen, sowie die hausierenden Sandverkäuferinnen. Nachlesen lassen sich diese Frauenstadtrundgänge in der «Quergängerin», einer 1991 herausgebrachten Broschüre, die aufgrund der grossen Nachfrage einer Dokumentation des Rundgangs damals gedruckt wurde.

Unsere langjährige Dozentin Dr. Gaby Sutter war in den 1980er Jahren Studentin an der Universität Basel und Mitglied der AG Frauengeschichte am Historischen Seminar. Sie hat 1991 die Station «Im Coiffeursalon» konzipiert, die Teil des zweiten Rundgangs in Basel war und anhand von dichtem Quellenmaterial den Alltag von Lehrmeisterinnen und Lehrtöchtern Anfang des 20. Jahrhunderts anschaulich präsentierte.

Wir haben sie zum Frauenstadtrundgang in Basel, der AG Frauengeschichte in den 1980er Jahren und den Parallelen zwischen den Kämpfen für eine Frauengeschichte damals und der aktuell wieder unter Rechtfertigungsdruck geratenen Geschlechterforschung an den Universitäten und Hochschulen interviewt.

Der Frauenstadtrundgang existiert weiterhin, mit einem vielfältigen und spannenden Angebot an Führungen durch die Geschichte der Stadt Basel, Informationen und Broschüren lassen sich auf der Homepage einsehen und erstehen.

https://www.frauenstadtrundgang-basel.ch

 

 

 

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