Dr. Nadine Fink

Basler Kolloquium zur Didaktik der Geschichte und Politik 2014 (Demantowsky/Ziegler)

 

Montag, den 3. März 2014, 18 Uhr c.t.

Orangerie Sandgrube (Riehenstrasse 154), Basel

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Dr. Nadine Fink
Université de Genève

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Zur Vermittlung von Geschichte im Rahmen der „pädagogischen Erneuerung“ in Quebec: ein theoretischer und politischer Konflikt

Dieser Vortrag wird sich mit der „Pädagogischen Erneuerung“ in Quebec befassen, bzw. mit der Einführung (zwischen 2001 und 2006) von neuen Lehrplänen und Fachprogrammen betreffend Geschichte (im Zusammenhang mit Geografie und Politischer Bildung) für alle Stufen der Primarschule, Sekundarschule I und II und für die Lehrerausbildung. Der Ausdruck „Pädagogische Erneuerung“ wurde durch das Ministerium für Bildung ausgewählt, um alle Änderungen, die in den Lehrplan aufgenommen wurden, zu definieren. Sie zielt darauf ab, Kompetenzen zu entwickeln, das heißt, eine Beziehung zum Wissen zu schaffen, die auf die Bildung des Denkvermögens zentriert ist. Die neuen Fachprogramme sind in diesem Sinne auf die Entwicklung von Kompetenzen gerichtet. Trotz dieser starken Orientierung auf historisches Denken, bleiben historische Inhalte im Detail vorgeschrieben, ja sind allmählich immer genauer angegeben worden. In der Primarstufe und im 3. und 4. Jahr der Sekundarstufe I beziehen sich diese Inhalte hauptsächlich auf die nationale Geschichte, genauer gesagt auf die Geschichte der Provinz Quebec. Diese Situation führt zu einer Spannung zwischen den Werten der Zugehörigkeit und den Mitteln der Distanzierung, eine Spannung, die sich nicht nur in der Gesellschaft und auf politischer Ebene manifestiert, sondern auch im Schulbereich und in der Schule sichtbar wird. Die Legitimierung des Überlebens der französischen Kultur soll durch Geschichte und Geschichtsunterricht erreicht werden. Diese „nationale Erzählung“ ist ein Hindernis für die Umsetzung der Förderung der historischen Kompetenzen und setzt Geschichtsunterricht in den Mittelpunkt eines didaktiktheoretischen und politischen Konflikts. Dieser Konflikt wird anhand konkreter Beispiele reflektiert.

 

Über Nadine Fink

Nadine Fink, Dr. phil., Oberassistentin der Fakultät für Psychologie und Erziehungswissenschaften an der Universität Genf und Dozentin an der Pädagogischen Hochschule des Kantons Waadt. MA Allgemeine Geschichte, Dr. Erziehungswissenschaften Universität Genf. Ihre Dissertation und ihre jüngsten Forschungen befassen sich mit dem historischen Lernen und dem Beitrag des historischen Denkens zur allgemeinen und politischen Bildung. Aktuelle Arbeitsschwerpunkte: Darstellung und Anwendungen der Vergangenheit bei der Gestaltung der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft sowie im Lehren und Lernen von Geschichte.

Aktuelle Veröffentlichung: Fink, Nadine (im Druck). Paroles de témoins, paroles d’élèves. La mémoire et l’histoire de la Seconde Guerre mondiale de l’espace public au monde scolaire. Berne : Peter Lang, coll. Explorations.